Hier berichten regelmäßig unsere Mitarbeiter*innen über sich und ihren Arbeitsalltag.
Diesmal gibt Frau Kertesz einen Einblick in ihren Arbeitsbereich.
Seit Mai 2021 arbeite ich im Team der Wohnungsnotfallhilfe.
Nach Abschluss meines Studiums der Diplom-Soziologie an der TU-Dresden habe ich schnell bemerkt, dass ich „ins Feld“ gehöre, also den direkten Kontakt mit Menschen benötige. Während meiner Tätigkeit mit langzeitarbeitslosen Menschen bei einem Bildungsträger habe ich viel lernen können. Über die Verschiedenartigkeit der persönlichen Geschichten und individuellen Lebensläufe, über Hürden und Grenzen im gesellschaftlichen und politischen System, über Hoffnung und Resignation und nicht zuletzt auch über mich selbst und meine Werte. Diese Erfahrungen haben mir auch bei meiner Tätigkeit als Suchtberaterin in der JVA Dresden weitergeholfen, wo es nicht nur auf fachliches Wissen ankommt, sondern eben auch auf das Gespür für den Menschen und die Situation.
Die Arbeit im Bereich der Wohnungsnotfallhilfe ist enorm vielseitig, wir erhalten Einblicke in ganz unterschiedliche (Lebens)Bereiche der Menschen. Oftmals lässt sich zu Beginn einer Zusammenarbeit noch gar nicht abschätzen, wie umfangreich die Problemlage ist. Manchmal ist eine Angelegenheit bereits nach zwei Telefonaten gelöst, manchmal dauert die Zusammenarbeit ein Jahr oder länger, um nachhaltige Lösungen zu installieren. Die Möglichkeit, die Unterstützung so individuell auf jede/n einzelne/n Klient*in „zuschneiden“ zu können, gefällt mir sehr. Die Arbeit verlangt ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und Flexibilität, bleibt dadurch aber immer dynamisch. Nicht zuletzt auch durch die Hausbesuche oder Außentermine, bei denen wir unsere Klient*innen begleiten.
Es sind existenzielle Themen, mit denen die Menschen zu uns kommen. Von drohender oder bestehender Wohnungslosigkeit betroffen zu sein, stellt eine Ausnahmesituation dar, die begleitet ist von Überforderung und Verzweiflung. Oft muss schnell gehandelt werden und nicht immer wird das angestrebte Ziel erreicht, etwa der Erhalt einer Wohnung. Eine bedrückende Situation, auch für uns Mitarbeiter. Umso wichtiger ist es dann, wenn man sich – wie ich – in einer positiven Arbeitsatmosphäre bewegen kann, mit einem verlässlichen Team an seiner Seite.